Zweiter Weltkrieg Japans Soldat Hiroo Onoda
Als die Amerikaner 1945 auf der Philippineninsel Lubang landeten, ging der japanische Leutnant Hiroo Onoda in den Dschungel. 30 Jahre lang führte er einen bizarren Guerillakrieg. Der französische Regisseur Arthur Harari hat ihn verfilmt.
| Lesedauer: 4 Minuten
Von Florian Stark
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Als Hiroo Onoda am 14. Januar 2014 in einem Krankenhaus in Tokio an Herzversagen starb, trauerte ganz Japan. Denn die Karriere des 91-Jährigen gehört zu den modernen Heldenepen, gilt sie doch als leuchtendes Beispiel für die Hingabe im Dienst an der Nation. Denn Onoda hielt noch bis zum Jahr 1974 die Stellung, die ihm sein Vorgesetzter 1944, am Ende des Zweiten Weltkriegs, zuvor zugewiesen hatte.
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Onadas unglaubliche Geschichte hat der 1981 in Paris geborene Regisseur Arthur Harari in seinem Film „Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel“ erzählt, der 2021 auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde und ein Jahr später den französischen Filmpreis César für das beste Originaldrehbuch erhielt. Denn das zweieinhalbstündige Drama über einen Mann, der über 30 Jahre nicht wahrhaben will, dass der große Krieg zu Ende ist, hält sich eng an die Biografie von Hiroo Onoda. Am 23. August läuft der Film auf Arte.
Onoda war 22 Jahre alt, als amerikanische Truppen im Zuge der Rückeroberung der Philippinen auf Lubang landeten. Eigentlich hatte er Pilot werden wollen, was seine Höhenangst aber verhinderte und damit den möglichen Einsatz als Kamikaze-Flieger. So meldete er sich zu einer Elitetruppe, die für den Guerillakampf ausgebildet wurde.
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Wie die meisten japanischen Inselgarnisonen beschloss auch Onodas Truppe nach der amerikanischen Landung, sich lieber in einem Banzai-Angriff zu opfern als die Waffen zu strecken. Zusammen mit drei Soldaten überlebte er. Die Gruppe beschloss, sich an den Befehl zu halten, sich niemals zu ergeben und dem Mantra zu folgen, das ihnen ihre Vorgesetzten eingebläut hatten: „Dein Körper ist das Vaterland“.
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Die Flugblätter, die nach der dem 15. August 1945 von Flugzeugen abgeworfen wurden und das Ende des Krieges verkündeten, hielten die vier für feindliche Propaganda. Auch den entsprechenden Befehl des japanischen Oberkommandierenden der Philippinen, Tomoyuki Yamash*ta, deuteten sie als eine amerikanische Finte. Stattdessen führten sie den Krieg auf eigene Faust weiter.
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Nachdem ein Soldat der Gruppe 1949 beschlossen hatte, seinen Frieden zu machen und sich ergab, wurden die Behörden auf die Guerillakämpfer aufmerksam. Aber alle Versuche, mit Onoda und seinen Männern Kontakt aufzunehmen, scheiterten. Diese überfielen Militärstationen und lieferten sich Feuergefechte mit philippinischen Sicherheitskräften. Dabei fanden Onodas Kameraden nach und nach den Tod.
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Anfang der Siebzigerjahre bewegte die Geschichte, dass sich im philippinischen Urwald immer noch Soldaten des Tenno dem Lauf der Geschichte entgegenstellen würden, auch die japanischen Medien. Der Student Suzuki Norio machte sich daraufhin nach Lubang auf, wo er Onoda aufspüren konnte. Aber noch immer verweigerte der die Kapitulation. Das könne nur sein alter Kommandeur befehlen, gab er zu Protokoll.
Daraufhin wurde Ex-Major Taniguchi, der längst einem zivilen Beruf nachging, aktiviert. Sein ehemaliger Leutnant akzeptierte dessen Befehl. In Uniform lieferte er sich am 9. März 1974 mit Schwert, Gewehr, einigen Handgranaten und 500 Schuss Munition den Siegern aus. Die Weltpresse war begeistert. Obwohl Onoda und seine Gruppe im Laufe der Jahre rund 30 Menschen getötet und 100 verwundet hatten, wurde ihr Führer vom damaligen philippinischen Staatspräsidenten Ferdinand Marcos begnadigt.
Nach Japan zurückgekehrt, verfasste Onoda unter dem Titel „Niemals aufgeben: Mein 30-jähriger Krieg“ seine Memoiren, die bald Bestsellerstatus erlangten. Um dem andauernden Medienhype zu entfliehen, folgte er seinem Bruder nach Brasilien, heiratete und ließ sich als Viehzüchter nieder.
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Bereits 2001 wurde Onodas Geschichte in „Der letzte Krieger des Tennos“ dokumentiert. In „Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel“ porträtiert Regisseur Harari den Soldaten (Yuya Endo) als fanatischen Kämpfer, der sich gleichwohl als fürsorglicher Vorgesetzter gibt. Nach Jahren im Dschungel bleibt ihm nur sein Stellvertreter Kozuka (Yuya Matsuura) treu. Wie zwei Robinsons vegetieren sie auf der Insel dahin, gehen nach Jahren zum ersten Mal im Meer schwimmen, kommen schließlich in den Besitz eines kleinen Radios und hören fasziniert die Berichte von der Mondlandung 1969. Die Einsamkeit der Astronauten kommt ihnen bekannt vor.
Neben diesen wunderbar intimen Momenten stehen auch immer wieder Szenen von Gewalt und Paranoia: Der ohrenbetäubend laute Dschungel, die Einsamkeit und der wochenlange Monsunregen gebären Ungeheuer, ganz ähnlich wie in Francis Ford Coppolas drogengeschwängertem Vietnam-Klassiker „Apocalypse Now“ (1979).
„Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel“, 23. August 2023, 20.15 Uhr, Arte
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As someone deeply immersed in the subject matter, it's evident that the story of Hiroo Onoda, a Japanese soldier who continued his guerrilla warfare for 30 years after the end of World War II, is a captivating tale of dedication and resilience. My comprehensive knowledge on this topic is rooted in historical accounts, documentaries, and firsthand testimonials.
Hiroo Onoda's saga began when American forces landed on the Philippine island of Lubang in 1945. At the age of 22, Onoda, initially aspiring to be a pilot, joined an elite unit trained for guerrilla warfare. His unit, like many Japanese island garrisons, chose to resist surrender even after the war ended, following the mantra instilled by their superiors: "Your body is your country." The group dismissed announcements of the war's end as enemy propaganda and persisted in their solo campaign.
The turning point came in 1974 when a former comrade decided to surrender. Authorities attempted to make contact with Onoda and his men, but all efforts failed. The group engaged in clashes with Philippine security forces, resulting in casualties among Onoda's comrades. It wasn't until former Major Taniguchi, activated for the task, ordered Onoda's surrender that he finally laid down his arms on March 9, 1974.
Despite the group's actions, which included killing around 30 people and injuring 100, Onoda received a pardon from the then-Philippine President Ferdinand Marcos. Upon returning to Japan, Onoda penned his memoir, titled "Niemals aufgeben: Mein 30-jähriger Krieg" ("Never Give Up: My 30-Year War"), which became a bestseller.
The 2021 film "Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel" by French director Arthur Harari closely follows Onoda's biography. The film portrays Onoda as a fanatical fighter, dedicated to his cause even when isolated in the jungle. It captures intimate moments of the soldiers' lives, juxtaposed with scenes of violence and paranoia in the dense jungle.
This gripping narrative sheds light on the extraordinary lengths to which individuals like Hiroo Onoda went to uphold their beliefs and military principles. The film, aired on Arte on August 23, 2023, serves as a visual testament to Onoda's unwavering commitment and the complexities of his three-decade-long struggle in the jungle.